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Doch, doch, Reisebericht für einen einzigen Cache, nicht mal für den 200., nicht mal den 150., ne, mein 147. ist es. Aber Zahlen zählen ja nicht. Vielleicht noch Koordinaten, die seien hier als erstes erwähnt: N 38° 20,915 W 0° 28,632.
Das Castillo de Santa Barbara, 166 Meter über der Costa Blanca mitten in Alicante ist die gut befestigte Behausung des gleichnamigen Caches, einer von zweien in Alicante und der für mich erreichbaren Umgebung, dennoch mein einziger für diesen Spanienaufenthalt.

Eigentlich ist mein Ziel Elda, 30 Kilometer landeinwärts, kleine Stadt, nichts besonderes, nur Hochburg der spanischen Schuhindustrie und Hauptsitz von Ara Calzados Espana, ab morgen 3 Tage meine Arbeitsstelle. Zwei Nachmittage am Mittelmeer sind mir insgesamt vergönnt. Geschickte Planung!
Ganz instinktiv hatte ich mich in Alicante in einem Hotel 300 Meter vom Castillo untergebracht, also 300 Meter von meinem Cache! Luftlinie wohlgemerkt. Bei 166 Höhenmetern sind 300 Meter Luftline allerdings mindestens mit 4 zu multiplizieren, aber wem erzähl ich`s? Also hinauf. Bei angenehm milden 28° und strahlendem Sonnenschein geht es an riesigen Kakteen und meterhohen Agavenbäumen in Serpentinenstiegen den Fels hinauf.
Der Duft! Ah, wie lange war ich nicht mehr am Mittelmeer! (seit 1997, Anm. d. Red.) Sattes Grün wächst am Geröll, selbst einige sattgrüne Rasenflächen gibt es in der Stadt. Die südliche Sonne ist noch nicht so erbarmungslos in diesem Juni, der Frühling war regenreich. Und doch fühlt es sich für den Norddeutschen furztrocken an, die Luft, der Staub der sich auf die Lungen und die Sonnenbrillengläser setzt, die schwitzigen Hände schmierig werden läßt. Meter für Meter bringt mich höher und näher an die ockerfarbenen Mauern. In Intervallen schrumpft die Entfernung auf meinem Handgerät und wächst wieder an. Und da das Tor! Die Einfahrt zum Castell, eine der größten Burganlagen Europas. Zunächst überquere ich den Parkplatz, ja, ja, fahrt Ihr nur hinauf, Ihr österreichischen Reisebusse, Ihr Engländer in Leihwagen, Ihr Deutschen und Spanier in Großfamilieneinheiten. Mir doch egal. Ich stehe hier im Schweiße meines Angesichts und will mir die 3 Terrainsternchen verdienen.

Santa Barbara

Die Burganlage ist weitläufig, mein Weg führt mich abseits der Hauptpfade. Da hat jemand mitgedacht! Ich komme zur großen Mauer, zur Außenmauer, hinter der es steil bergab geht und hinter der sich im leichten Dunst das Meer auftut. Majestätisch, ja, ich muss jetzt einfach mal pathetisch werden, majestätisch liegt es da, gekämmt, gebürstet die Wellen, in weich geschwungenen Linien ins Hellblau des Wassers, durchzogen von der Gischt der Schiffe, den Yachten im Vorder- den Containerschiffen und Fähren im Hintergrund.

Hinauf die Treppe, eine kleine Treppe hinter einem Pinienbaum, dort in der Mauer, hüfthoch, lauert was. Die Mauer selbst ist kaum höher als hüfthoch, ich nicht höhenfest, merke ich. Erleichtert: schnell gefunden. Ich halte eine Dose in der Hand und bin echt mächtig stolz! Die Burg ist erobert! Das Castillo geknackt, Spanien gefallen, die Mauren besiegt. Ich winke der Armada im Hafen das Siegessignal zu, …

Dose

Ich geniesse den Ausblick, versinke in die Ferne, die Strände, die Hochhäuser in der Bucht, die Küste, das offene Meer. Lehne auf der Mauer, glaube noch gar nicht wirklich hier zu sein. Hatte ich doch gerade mal vor 5 Stunden den Hamburger Boden verlassen bei Regen und norddeutschem Schmuddelwetter. 1926 kilometers from my home coordinates.

far away from home

Wie war das mit dem Fliegen und der Seele?

Jetzt bin ich hier: Ich sehe die Menschen am Strand. Vamos ala playa! Hinunter nach da unten! Freue mich auf Tortilla, Tapas und Cerveza. Und auf Fußball später, wußte ja noch nicht, dass Alemania gegen Croacia verlieren würde.

Playa de Alicante

In Serpentinen geht es wieder hinab, durch enge Gassen, die Hinterhöfe von Alicante unterhalb des Kastells, 166 Höhenmeter und 200 Meter Luftlinie bis zum Meer. Mittelmeer. Noch einmal: Mittelmeer. Schuhe aus, den Sand durch die Zehen laufen lassen, die Waden ins Wasser. Den algigen Duft durch die Nasenflügel einströmen lassen. Spanische Großfamilien machen Strandtag, spanische Jugendliche machen Party, Stadtstrand. Die Touristen sind woanders, in Benidorm, zumindest außerhalb der Stadt. Egal Strand! Ein Eis! Hinsetzen, Füße Baden. Ah! Ah!

Und, Fußball? Die Partyzone der Altstadt heißt Rambla, soviel habe ich schon in Erfahrung gebracht. Dort soll es Fußball geben. Eine Stunde vor Spielbeginn fühlt es sich noch mittaglich an, doch mich zieht es Richtung Stadt. Und einige Deutsche auch, Fahnen und Trikots sind nicht selten. Ich finde eine Bar wo Fußball gezeigt wird und die „Dresden“ heißt. Ich halte das für ein gutes Omen und bleibe. Der Rest ist bekannt.

Croatia - Alemana