Seite auswählen

Goodbye Deutschland, Mein Auslandstagebuch und wie sie alle heißen. Viele kennen vielleicht diese „Formate“ im TV. Ich habe sie mir nie angesehen, denn ich habe gar keinen Fernseher, aber ich war trotzdem ein Jahr in der VR China. Mit Kind und Kegel. Natürlich habe ich noch bevor alles endgültig feststand, begonnen nach erreichbaren Caches zu suchen. Es ging in den Nordosten Chinas, in die Stadt Dalian. Hier relativ unbekannt, kann sie es in Sachen Einwohnern locker mit Hamburg aufnehmen (ca. 2 Millionen). In Sachen Caches bleibt die Stadt leider selbst hinter Börgerende-Rethwisch zurück.

Beijing Lamatempel

Beijing Lamatempel

Suchen 找

Auf der Karte boten sich ganze zwei veröffentlichte Caches im Umkreis von mehreren 100 Kilometern. Einer davon enthielt gar eine Dosenfischer-Coin, war aber schon seit einiger Zeit verschwunden. Kurz vor meiner Ankunft wanderte diese Dose dann auch ins Archiv. Bei der zweiten und letzten Dose vor Ort sah es nicht viel besser aus. (GC180VV)

Hier habe ich beschlossen, das Spiel etwas anders auszulegen. Ich habe einfach eine neue Dose platziert, dem Owner die neuen Koordinaten und Fotos der Aktion geschickt und die ganze Geschichte als Fund geloggt. In China ist halt alles etwas anders. Wie anders will ich nun mal der Reihe nach erzählen. Zunächst soll es um das suchen und Finden von Caches gehen. Da die Sache in Dalian schnell erldigt war, beziehen sich meine Beschreibung auf Beijing, wo es schon etwas mehr zu finden gibt, und wo man auch eher mal vorbeikommt.

Los geht es mit dem Aufrufen von geocaching.com, was überraschenderweise überhaupt kein Problem darstellt. (Ich cache mit einem antiken Magellan was über keine Schnittstelle verfügt, womit für mich auch eine Premium-Mitgliedschaft überflüssig ist, also keine PQs). Schon bei Google Maps wird’s aber schon kompliziert. In der Satellitenansicht sind die Koordianten nämlich um ca. 22m verschoben, in der Kartenansicht hingegen korrekt. Um festzustellen an welcher Ecke eines Gebäudes der Cache denn nun genau ist, bleibt also nichts anderes als tatsächlich raus zu gehen.

Wer bei Google nach Geocaching und China sucht, findet schnell Berichte, nach denen Ausländer wegen dem Einsatz von GPS-Geräten verhaftet, ausgewiesen oder zu hohen Geldstrafen verdonnert wurden. Die chinesische Regierung verbietet jede unauthorisierte Kartographierung ihres Territoriums. Zwar waren besagte Ausländer in abgelegenen Gebieten unterwegs, manchmal sogar in der Nähe militärischer Anlagen oder Orten mit Bodenschätzen und die meisten Fälle lagen auch einige Zeit zurück, denn inzwischen haben auch viele Chinesen ein Navi oder ein Iphone und das Gesetz kann nicht mehr so streng durchgesetzt werden, trotzdem gab ich mir Mühe nicht zu offensichtlich auf mein knalloranges, eindeutig als Nicht-Telefon identifizierbares Gerät zu starren.

So ging also abends in den Chaoyang Park, auf der Suche nach meiner ersten echten Dose in China. Der Park kostet Eintritt und hat Öffnungszeiten die sich dem Ende näherten. Die meisten Menschen kamen mir entgegen, ich war der einzige der in den Park hineinging. Es war zwar dunkel, aber die tiefhängenden Wolken wurden von unten von der Stadt beleuchtet, so dass man auch in „dunklen Ecken“ ausreichend sehen konnte. Nach 30 Minuten Gewaltmarsch durch den verschachtelten Park, stand ich endlich am Ufer eines kleinen Flusses und griff unter einen Stein. Und GC2BW92 war mein.

Danach wollte ich mein Glück noch vor einem Einkaufszentrum in der Nähe versuchen – GC284HY. Es war inzwischen halb zehn. Trotzdem scharten sich um das Versteck so viele Menschen, das an ein Bergen nicht zu denken war. Dies gilt im Übrigen für so gut wie alle Caches in China (vielleicht nicht die in Tibet). Aber im Osten sind Immer und überall Menschen. Oder Kameras. Oder beides. Egal zu welcher Zeit, und egal an welch merkwürdigen Orten, man kann niemals davon ausgehen allein und unbeobachtet zu sein. Eher sollte man darauf spekulieren in der Masse unterzugehen.

Dalian

Dalian

Den Grundstock der Caches in Beijing und auch in einigen anderen Städten, bilden Virtuals.
Denn in China ist man Ausländer. Selbst wenn man nichts Auffälliges tut, fällt man auf. Wenn man dann anfängt unter Bänken rumzugrabbeln oder sich unvermittelt zu bücken oder immer wieder auf ein verdächtiges elektronisches Gerät schaut, fällt man um so mehr auf. Wenn man dies alles auch noch in einem abgelegenen Wohngebiet vollführt, in das nur einmal alle fünf Jahre ein Ausländer kommt, kann man sich schon ein wenig unwohl fühlen. Sicherer ist es also ein Foto von sich, oder bestimmten Objekten zu machen. Möglichst an den zentralen Sehenswürdigkeiten. Denn das ist, was Ausländer tun. Trotz dieser Widrigkeiten habe ich immerhin 21 Caches (ja, ich zähle mit) in China finden können. Noch mehr Widrigkeiten kommen im nächsten Abschnitt, denn ich habe natürlich versucht die Situation in Dalian etwas zu verbessern. Allerdings steht Börgerende-Rethwisch immernoch besser da.