Seite auswählen

Die Einführung der Geocaching Challenges hat seit Donnerstag abend für gehörige Wellen gesorgt. Zum einen gab es dabei bezüglich der reinen Funktionalität zum Teil heftige Kritik, zum anderen ist die Kommunikation seitens Groundspeak unangenehm aufgestossen. Lassen wir mal die Art und Weise der Kommunikation bzw. Reaktion von Groundspeak hier aussen vor und widmen wir uns dem, was da eigentlich inhaltlich passiert.

Geocaching Challenges – was ist das?

Die Challenges sollen offensichtlich das Spielfeld vergrößern. War es nach der Abschaffung von Virtuals und dem Grand-Fathering von Cachetypen wie Webcam-Caches nur noch möglich, eine Dose mit Logbuch am Ende zu verstecken, sind die Challenges offenbar die (Wieder)Einführung von ortsungebundenen, also locationless, Aufgaben. Ungebunden kann man hier bereits auch in die Nähe von „Couch Surfing“ bringen. D.h. der geneigte Cacher muss kein GPS in die Hand nehmen, nicht das Haus verlassen und sich auch nicht mehr Cacher nennen. Nahezu exemplarisch dafür eine der ersten Challenges: „Kiss a frog“ – und mache davon ein Foto.

Warum wird genau das kritisiert?

Es hat mit Geocaching nicht im Entferntesten zu tun
, sagen die einen. Es geht eben nicht mehr um GPS und „draussen“. Vielmehr ist eine Geocaching Challenge durch jedermann an jedem Ort lösbar. Ein weiterer Kritikpunkt: Auch für Challenges gibt es Punkte. Jede absolvierte Challenge (Foto mit Frosch) führt dazu, dass der Zähler steigt. Das alleine wäre noch kein wirklicher Grund, aber es steigt der Zähler der Gesamtfunde. Denn die Punkte für absolvierte Challenges zählen in der „normalen“ Fundstatistik physisch existenter Dosen mit. Und genau das ist für viele Cacher ein NoGo. Schliesslich wäre es so reinen Couch-Cachern möglich, in kurzer Zeit exorbitant hohe Fundzahlen zu erreichen – ohne jemals das, was Geocaching sein sollte, „inhaliert“ zu haben. Mit anderen Worten: Eine völlig andere Spielart, die an der Stelle mit Geocaching nicht im Entferntesten zu tun hat.

Was sagen die Befürworter?

Eine spannende Ergänzung, sagen dafür andere. Es ergänzt die vorhandenen Cachetypen um eine neue Spielart. Mehr Abwechslung, mehr Action – und die damit indirekt zurückgekehrten Virtuals sieht man als Vorteil.
Allerdings ist hier das Thema mit einer gehörigen Einschränkung zu sehen: Das System der Challenges scheint derzeit nicht ausgereift zu sein. Und das wiederum steht auch in der Kritik vieler Befürworter – die Challenges sind zu früh einem zu großen Nutzerkreis an die Hand gegeben worden, mit den noch nicht ausgebauten Features (andere Formulierung für: mit den aktuellen Schwächen) öffnen die Challenges quasi Dödelaufgaben und Foto-Frosch-Bier-Langweilern Tür und Tor.
Aber es heisst auch: Ausprobieren und dadurch eine Meinung bilden.

Wie funktioniert das Einstellen einer Challenge?

Geocaching Challenges können von Premium-Mitglieder von geocaching.com erstellt werden. Pro Nutzer innerhalb von 24 Stunden genau eine Challenge.
Eine Challenge wird beim Einstellen mit den notwendigen Informationen bestückt. Dazu gehört der Titel, die Wahl der „Art“ sowie die Beschreibung der Challenge. Ein Foto kann mit hochgeladen werden. Mittlerweile ist die Eingabe einer Location möglich. Eine Location kann dabei ein Punkt auf der Karte oder ein durch Koordinaten angegebener Ort sein. Amüsant für die Kritiker: Wird nur ein Ort eingetragen, schlägt das System „Orte in der Nähe“ vor. Bei der Eingabe von „Schwerin“ (wobei das System automatisch das „falsche“ Schwerin annimmt) werden eine Tankstelle, Restaurants usw. vorgeschlagen. Wie war das noch bei Caches und nur dem Hauch eines Anflugs von der Möglichkeit in der Annahme von …. commercial? Ein Schelm….
Die Challenge wird nach Eingabe der Daten öffentlich sichtbar.
Problematisch: Der Owner der Challenge hat keine sinnvolle Möglichkeit, die Challenge zu stoppen, wenn sich schon Nutzer dafür interessiert („akzeptiert“) haben.
Auch Problematisch: Der sonst von Groundspeak praktizierte Prozess des Reviewens entfällt. Stattdessen ist eine Challenge live – kann aber durch die Nutzer „geflaggt“ werden. Dieses Voting führt dazu, dass eine Challenge bei Erreichen einer kritischen Grenze (wo die momentan liegt, entzieht sich meiner Kenntniss) nicht mehr gelistet wird. Ebenso scheint Groundspeak auch manuell in den Challenges einzugreifen und „unliebsame“ oder tatsächlich sinnfreie „Herausforderungen“ per Hand aus dem System zu nehmen.
Dies führt dann allerdings auch dazu, dass plötzlich und ohne genaues Wissen der Gründe Challenges nicht mehr vorhanden sind. Dumm, wenn man sich der Herausforderung stellen wollte und gar schon auf dem Weg „dorthin“ war – und vor Ort mit dem Loggen feststellt, dass es gar keinen Punkt mehr geben wird…

Wie absolviere ich eine Challenge?

Als Nutzer kann ich über den Menüpunkt „Play“ auf geocaching.com den Unterpunkt „Challenges“ wählen und bekomme eine Übersicht der Challenges. Bei unseren Tests hat die Suchfunktion allerdings nicht bzw. nicht richtig funktioniert. Ein wenig besser scheinen da die Apps für iPhone und Android zu sein. Hiermit lassen sich Challenges ermitteln. Mit einem Klick auf „Challenge akzeptieren“ zeigt der Nutzer an, dass er sich der Herausforderung stellen möchte. Hat er dann tatsächlich die gestellte Aufgabe gelöst (z.B. Foto mit Frosch…) kann die Challenge als absolviert deklariert werden. In genau dem Moment wird der Fundzähler um einen Punkt ergänzt.

Wofür könnte man Geocaching Challenges nutzen?

Das Prinzip der Challenges, wie es auch auf den Video-Teasern interpretiert werden konnte, klingt erstmal charmant: Gerade im urbanen Sektor (ich wiederhole mich ob meiner fehlenden Leidenschaft für urbanes Cachen) kann das tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn hier wirklich auch der Ortsbezug gegeben ist. Das ist (momentan) nicht beziehungsweise nur eingeschränkt der Fall. D.h. Eine Challenge, die beispielsweise ein Foto unter dem Brandenburger Tor (Ortsbezug) fordert, kann aufgrund der Tatsache, dass es möglicherweise in diesem sensiblen Bereich für eine Dose einfach nicht funktioniert, bereichern. Interessante Orte, draussen, mit GPS… thats it.

Mein kleines Fazit

Wäre der Einführungsprozess der Geocaching Challenges ein anderer gewesen und hätte man nicht in solch epischer Breite das Thema vorab durch die Videokanäle des Universums getrieben, wäre man geneigt zu sagen: Das wächst doch noch, braucht halt ein bisschen Zeit.
So aber war die Erwartungshaltung natürlich sehr gross, aber auch sehr divers. Mit anderen Worten: Dass es jetzt ausreichend Cacher gibt, die diese Herausforderungen nicht annehmen wollen, liegt in der Natur einer Community. Hier gilt es, ganz hurtig nachzubessern und entweder die zwangsläufigen Features zu bauen oder aber das Thema tatsächlich auf eine eigene, andere Plattform zu hieven.

Warten wir es ab. Bis dahin lassen sich ganz perfekt noch in Tradis, schicken Multis, spannenden Nachtcaches und bei gnadenlos anspruchsvollen Mysteries die Logbücher in den Dosen signieren.