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Auf technische Spielereien am Cache fahren viele ab, ich auch. Ich erinnere mich an wunderschöne Installationen von ArDo beispielsweise in der ChainReaction-Trilogie, beim Ostoroschno oder auch beim Handycache. Ich denke gerne zurück an das Gegenmuh, Hartwig und ganz viele andere Caches. Und ein bisschen kann ich mir auch vorstellen, welch technischer Aufwand dahinter stecken wird, solche Dinger zu bauen.

Garmin möchte nun den geneigten Cachelegern ein Gadget an die Hand geben, das technisch einiges an Spielereien zulässt. Chirp ist bereits durch den Blätterwald gerauscht, muss hier also nicht nochmal erklärt werden. Dennoch möchte ich erklären, warum ich sehr skeptisch bin, dass sich Chirp überhaupt durchsetzen wird.

Technisch setzt Garmin auf das quasi hauseigene Ant(+)-Protokoll. Ein Übertragungsprotokoll, das bei vielen Garmin-Geräten bereits zum Einsatz kommt. Wer mit einem Forerunner mit Brustgurt unterwegs ist wird es ebenso zu schätzen gelernt haben wie Biker, deren Daten kabellos von A nach B kommen. Dass hierbei Ant bzw. Ant+ zum Einsatz kommen, und nicht etwa Bluetooth als weitaus etablierterer Standard, liegt vor allem im Energiebedarf begründet. Wer sein Handy häufig mit Bluetooth betreibt, Daten darüber hin- und herschiebt, wird wissen, wovon ich rede. Ant(+) benötigt wesentlich weniger Strom.
Aber: Ant(+) ist natürlich auch weitaus geringer verbreitet. Es sind im Bereich geocaching-fähiger Endgeräte vor allem (bzw. nach meinen Recherchen ausschließlich) die neueren Garmin-Geräte, die dieses Protokoll unterstützen. Die Nutzer anderer GPS-Geräte (Magellan, Lowrance oder gar Smartphones) sind also in der Nutzung aussen vor. Und: Auch auf den neueren Garmin-Geräten läßt sich das Gespräch zwischen Chirp und GPSr nicht ohne weiteres initiieren – dazu ist zuvor noch ein Firmware-Update notwendig.

Also: Wer überhaupt über die technischen Voraussetzungen verfügt, muss die Firmware noch aktualisieren, um mit Chirp überhaupt etwas anfangen zu können.

Der zweite Punkt ist der Preis. Ich meine, wenn man 25 Euro für einen einzigen Chirp hinlegen muss (und ja für den Fall der Fälle einen zweiten auf Halde haben sollte) sind das schonmal schlappe 50 Euro. Für eine Station (wenn wir mal davon ausgehen, dass ein Chirp für einen Tradi vielleicht ein bissgen oversized ist). Ein mehrfacher Einsatz von Chirp innerhalb eines Caches ist da dann schon recht unwahrscheinlich.

Eine technisch herausragende Station am Ostoroschno - nutzbar für jeden Cacher unabhängig vom GPSr.

Die dritte Sache betrifft die Guidelines. Groundspeak hat ja in rekordverdächtiger Geschwindigkeit ein Icon etabliert. Und die Regeln für den Einsatz von „Beacons“ aufgestellt. Beacon ja, aber für alle zugänglich. Alternativ: Der Cache ist ein Mystery, wenn er „nur“ mit Chirp-Technologie nutzbar ist.
Bedeutet also: Der Cacheowner, der tatsächlich einen Chirp verbaut, muss sich Gedanken machen (und Aufwand betreiben), wie nicht-Chirper den Cache nutzen können. Oder er nimmt in Kauf, dass sein Cache ein Mystery ist und dadurch (und aufgrund der technischen Voraussetzungen) nur von einem Bruchteil der eigentlich interessierten Cacher gemacht werden kann. Tut man sich als Cacheowner das an? Man weiss es nicht…

Der vierte Punkt meiner Skepsis betrifft die Sendeleistung des Chirp. Es wird von 10 Metern gesprochen. Ok, dann wird man hier einen stärkeren Sender als beim Forerunner verwendet haben. Dort ist nämlich die Rede von unter 3 Metern für eine Verbindung zwischen Forerunner und PC-Dongle zur Datenübertragung. Aber: In der Spezifikation des Chirp heisst es unter anderem:

Damit eine maximale Übertragungsreichweite gewährleistet ist, sollte der Chirp in alle Richtungen über eine ungehinderte Sicht verfügen.

Also, ganz überspitzt, auf einen Pfahl genagelt. Im Ernst: Auch der Chirp muss ja in irgendeiner Form „getarnt“ werden. Heisst dann für mich, dass 10 Meter ohnehin nicht machbar sind. Wir wären also vermutlich wieder bei 3 Metern. Und dann frage ich mich, wie schnell sich Endgerät und Chirp finden, um sich zu paaren. Gehe ich also in Zeitlupe? In der Praxis stelle ich mir das schwierig vor.

Nicht falsch verstehen: Ich finde die Entwicklung spannend, kann mir durchaus vorstellen, dass es ein paar sehr coole Anwendungen geben wird. Aber ich bin skeptisch, dass es in die breite Masse geht, weil sich insbesondere aus den Punkten Preis und Gerätevoraussetzung aus meiner Sicht eine relativ kleine Zielgruppe ergibt. Schaue ich, wie andere sich den Einsatz des Chirp vorstellen können, sehe ich dort spannende Szenarien.
Und natürlich hat der Chirp den grossen Vorteil, mit einer offensichtlich langlebigen Batterie auch im Wald technisch ambitionierte Stationen zu realisieren ohne acht Kilometer Erdkabel zu verlegen.

Ich bin gespannt (das bringt Skepsis ja nunmal auch mit sich), was sich schon bald an Chirp-Caches finden läßt. Wie lange die halten und ob sich vielleicht noch ganz neue andere, bessere Szenarien ergeben, als uns momentan vorschweben.

Ich bin mir aber fast sicher zu wissen, wo der Chirp ganz massiv eingesetzt wird. Ich sage nur: Deichtorhallen Hamburg…