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Hinweis: Es folgt ein Testbericht, dessen Produkt wir nach dem Test behalten durften. Das hat unser kritisches, objektives Auge nicht getrübt.
Hinweis 2: Die Fotos muss ich am Wochenende nachreichen. Meine Backup-Platte muss erstmal ran…

Mein Rucksack war kaputt. Jahrelang hat mich meine Errungenschaft tapfer auf jeder Tour begleitet. Erstanden hatte ich das Teilchen damals ™ im örtlichen Kaffeeladen. Für einen Spottpreis, soweit ich mich erinnere. Nun hatten aber zwei der Reißverschlüsse ihren Geist aufgegeben, sodass an einen sinnvollen Einsatz nicht mehr zu denken war. Sehr schade, fand nicht nur ich. Denn: Geräumig war er, liess sich gut tragen, entsprach voll und ganz meinen Ansprüchen.

Dachte ich.

Ich habe eine neue Liebe. Zumindest wenn es um Rucksäcke geht. Ein Teilchen, so fein wie Seide, so geschmeidig wie Melkfett, so behaglich wie ein Kamin im Spätherbst…

Es begab sich, dass mir die allerliebsten Bergfreunde einen Karton vor die Tür stellten. Der Inhalt sah auf den ersten Blick merkwürdig aus: Ganz viel Stoff, bissgen Verschlüsse und Schnüre. Und geheimnisvolles Geklapper.

Hm.

Nun bin ich ja, was Gadgets betrifft, bekannterweise kein Kind von Traurigkeit. Also das Etwas aus dem Karton befreit – und siehe da, ein Rucksack wars. Aufprobiert und: Der passt aber gut. Ich war ziemlich erstaunt, dass der Rucksack wirklich sehr gut am Rücken sass. Also hing. Sozusagen. Er ist, wenn man es so beschreiben möchte, vollflächig am Rücken zu spüren – ohne dass es stört oder drückt. Bislang waren die Erfahrungen mit Rucksäcken immer andere: Die Druckpunkte waren tatsächlich solche, spürbar und auf Dauer auch relativ anstrengend.

Der erste richtige Einsatz des Rucksacks war dann auf (und vor/nach) der Nordseetaufe. Man könnte es auch Bewährungsprobe nennen: Sämtliches Utensiel für den Nachwuchs musste rein, Verpflegung und sonstiges. Wobei letzteres dann den größten Anteil hat. Ich habe mich, gebe ich gerne zu, anfangs geziert, den Rucksack dafür mitzunehmen. Denn im Gegensatz zu meinem „Alten“ gab es an Fächern irgendwie nicht genug. Nur eine relativ große Aufbewahrungsmöglichkeit. Aber die Frau sprach und aba parierte.

Natürlich bekamen wir alles unter. Das lag zum einen an meinen mittlerweile versierten Ver- und Einpackfähigkeiten. Zum anderen aber auch ohne Übertreibung an dem fast endlosen Schluckvolumen des Rucksacks. Das Tragen, wie oben schon beschrieben, mit einer puren Freude zu bezeichnen, wäre gnadenlos übertrieben. Aber ich hatte tatsächlich nicht einmal das Gefühl, dass der Rucksack schnürt, drückt – kurz: stört.

 

Seinen ganz großen Auftritt hatte das Testmodell dann wenige Tage nach der Nordseetaufe. Durch Zufall (nicht wirklich, aber für den Spannungsbogen ist das gerade total hilfreich zu behaupten, die liebe Wiebke hätte mir vorab nicht mitgeteilt, was für ein Rucksack sich auf dem Postweg zu mir befindet – also für die Geschichte hier einfach mal glauben, ich hätte niiiiiichts gewusst) stellte sich nämlich beim Auspacken heraus, dass es geheimnisvolle Seitentaschen gab. Und selbige offenbarten einen herausnehmbaren Klettergurt. Damit war dann auch klar, wofür der Rucksack eigentlich gedacht war: Klettertouren und „Wanderungen“ am Berg. Denn das Gestell ist ein absolut stabiles, strapazierbares – eben für Klettern oder auch das Baumwipfel tätscheln.

Zurück zum großen Auftritt (und jetzt nicht lachen, da hab ich das wirklich das erste Mal ausprobiert): Apfelernte. Die Zwischenstände und Endergebnisse selbiger durfte ich ja schon twittern, den Weg zum Apfel bisher nicht. Der war nämlich durch den Rucksack ermöglicht. In sekundenschnelle habe ich also am Baum (mein Nachbar begrüsste mich recht belustigt ob meines geschulterten Täschchens) das Kletterutensil aus den geheimen Verstaumöglichkeiten befreit. Flugs angezogen und zack hing auch schon das Seil. Da staunt der Herr Nachbar nicht schlecht. Ebenso schnell war ich dann auf dem Baum – und konnte problemlos die für mich in dem knorrigen, alten Geäst unverzichtbaren Werkzeuge aus meinem Rucksack hervorzaubern. Wie gesagt: Rucksack und Klettergurt sind so prächtig miteinander kombiniert, dass selbst die Nachbarn meine Form der Apfelernte mit zurückhaltender Bewunderung quittierten. Dass die Äpfel total lecker, die daraus produzierten Säfte, Marmeladen usw usf. einfach grandios wurden – lag vielleicht auch am Rucksack. 😉

 

Nun, wo ich wusste, was ich da auf dem Rücken mit mir herumtragen konnte, wollte ich es natürlich wissen. Aber so richtig. Eine Baumfällaktion war angesagt. Ich packte also meine sieben Sachen in den Rucksack. Platz war ohne Ende. Mit Rucksack dann dorthin, wo übrigens im letzten Jahr ein Teil der Dosenfischer-CD entstand. Die alte Kiefer musste weg. Ich mit Rucksack mittendrin.Die Kollegen Berufskletterer staunten nicht schlecht: Während sie laufend im Auto oder den dreitausend herumliegenden Utensilien ihren Klettergurt suchten, war das bei mir kein Thema. Fast freihändig konnte ich in den Gurt schlüpfen und war bereit.

Leider ließ man mich nicht auf den Baum. Aus Sicherheitsgründen, sagten sie. Ich aber glaube, es war der pure Neid. Denn Absetzen oder gar Ausleihen fiel bei mir gänzlich aus.

 

Der Skylotec, sein offizieller Name lautet Skylotec 27.0 Bag, hat mich Flachlandkletterer ziemlich begeistert. Abseits der technischen Fakten lag das vor allem daran, dass der Rucksack für meine Begriffe unheimlich gut sitzt. Die Verschlüsse (vor allem der doch hach so sensible am Bauch) sind kein billiges Plaste, sondern vermitteln schon beim Einrasten ein echt gutes Gefühl. Das Platzangebot ist für meine Anwendungsfälle ausreichend. Das ein oder andere kleine Täschchen aussen hielte ich für eine sinnvolle Ergänzung. Praktisch sind die mitgelieferten Utils (u.a. Regencape für den Rucksack). Die Technik hat ihr Gewicht: Mit 1.280 Gramm laut Hersteller sicher kein Federgewicht – jedoch kann man den Klettergurt auch komplett vom Rucksack ablösen und so beides unabhängig benutzen. Und das Patent hat auch seinen Preis: Knapp 170 Euro müssen investiert werden.